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Silbernes Priesterjubiläum Pastor Stephan Schwegmann


Predigt zum Silbernen Priesterjubiläum 2017
Schrifttexte: Ex 3,1-8a.13-15 / Lk 4,16-21
Thema: Rede und Antwort geben,
dem, der nach eurer Hoffnung fragt
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Liebe Schwestern und Brüder,

1. Jedem Rede und Antwort geben

am letzten Sonntag stand in der Lesung eine ganz einfache und klare Aufforderung:

Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen,
der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt.

Dieser Satz aus der Heiligen Schrift kam mir in den Sinn, als ich mich auf diese Predigt vorbereitet habe.

25 Jahre unterwegs als Priester.

25 Jahre.

->> Das ist eine lange Zeit.
Natürlich kann man nicht über alles sprechen.

->> Ich möchte über die Spur sprechen, die ich im Rückblick sehe.
Und der ich jeden Tag versuche zu folgen.

2. Nahe bei Gott sein

Als erstes möchte ich Ihren Blick auf das Bild vorne auf dem Liederheft lenken.

Das ist mein Primizbild:

Mose am brennenden Dornbusch.

Das Bild und die Schriftstelle haben mich vor 25 Jahren fasziniert.
Und sie tun es bis heute.

Es geht vor allem: Um eine Gottesbegegnung.

Das ist das große Geschenk, das Gott dem Mose macht:

Mose darf die Größe und Unfassbarkeit Gottes erfahren.

Es ist ein allmächtiger Gott.

Und gleichzeitig ein mitleidender Gott:

Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen,
und ihre laute Klage über ihre Antreiber habe ich gehört,
ich kenne ihr Leid.

Gott ist bei den Armen.
Bei den Bedrängten.
Bei den Leidenden.

Und ER ist ein starker Gott.

Gott führt die Menschen in die Freiheit:

Ich bin herabgestiegen,
um sie der Hand der Ägypter zu entreißen,
und aus jenem Land hinauszuführen
in ein schönes, weites Land,
in ein Land, in dem Milch und Honig fließen.

In meinem Auslandsjahr in Chile habe ich all das erfahren:

● Ich habe Kinder gesehen, die weinen, weil sie Hunger haben.

● Ich habe Frauen kennengelernt, deren Ehemänner von der Militärdiktatur gefoltert worden waren.

Es geht um Freiheit.

Und es geht um die Nähe zu Gott.

Die können wir nicht machen.

Aber ohne diese Gottesbegegnungen ist es schwer, Christ zu sein.

Und ohne die Begegnung mit Gott ist es noch schwerer Priester zu sein.

Ich weiß nicht, ob das Wort „Begegnung mit Gott“ das richtige Wort ist.

Ich erlebe es mehr wie ein „Angerührt werden“.

Dass Gott unser Herz und unsere Seele berührt.

Das können wir nicht „machen“.
Schon gar nicht erzwingen.

Gott ist dem Mose im brennenden Dornbusch begegnet.

Gott ist mir auf unterschiedlichen Wegen begegnet:

● Immer wieder in der Heiligen Messe

● Im Gebet

● In stillen Tagen im Kloster

● In Erfahrungen von tiefer Liebe

● Und auch in Zeiten der Not und Überforderung

Sein Name ist:

Ich bin da!

3. Eine missionarische Kirche

Liebe Mitchristen,

das ist für mich als Mensch, als Christ und als Priester der erste und wichtigste Punkt:

Aus der Begegnung und aus der Liebe Gottes zu leben.

Was mir noch als Priester wichtig ist, das möchte ich mit kurzen Zitaten von Papst Franziskus sagen.

Aus den Predigten wissen Sie schon, dass ich Papst Franziskus sehr schätze und verehre.

Ein erster Punkt:

Mir ist wichtig, dass wir eine missionarische Kirche sind.

Natürlich ohne Gewalt, ohne Zwang und ohne Angst.

->> Jesus hat niemanden zum Glauben gezwungen.

ER hat niemanden gezwungen, IHM nachzufolgen.

Aber Jesus hat sich die Füße wundgelaufen, um bei den Menschen zu sein.

Um ihnen die Frohe Botschaft zu bringen.

Papst Franziskus sagt das so:

Alle haben das Recht, das Evangelium zu empfangen.
Die Christen haben die Pflicht, es ausnahmslos allen zu verkünden.
(EG 14)

4. Nahe bei den Menschen

Ein zweiter Punkt der mir als Priester wichtig ist:

Jesus war nahe bei den Menschen:

● Er hat die Mutter getröstet, deren einziger Sohn gestorben ist.

● Er hat die Ehebrecherin verteidigt.

● Er hat mit Sündern gegessen.

Und ihnen einen Weg aus ihren Sackgassen gezeigt.

Papst Franziskus spricht immer wieder davon, dass die Priester nahe bei den Menschen sein sollen.

-> Dass sie den „Geruch der Schafe“ annehmen sollen.

-> Dass sie staubige Schuhe haben sollen.

->> Weil sie bei den Menschen sind.
Und den Menschen dienen.

Bei einer Begegnung mit Bischöfen hat er es so gesagt:

Wenn wir keine Priester ausbilden, die fähig sind, das Herz der Menschen zu erwärmen, mit ihnen durch die Nacht zu gehen, mit ihren falschen Hoffnungen und Enttäuschungen ins Gespräch zu kommen, was können wir dann für den gegenwärtigen und zukünftigen Weg erhoffen?

5. Der Gute Hirte

Ein dritter Impuls, der mir als Priester wichtig ist:

Das Bild vom Guten Hirten.

Im 1. Petrusbrief heißt es:

Sorgt als Hirten für die euch anvertraute Herde Gottes. Nicht aus Zwang, sondern freiwillig, wie Gott es will. Auch nicht aus Gewinnsucht, sondern aus Neigung. Seid nicht Beherrscher eurer Gemeinden, sondern Vorbilder für eure Herde!“

Die Kirche hat das Bild vom Guten Hirten schon früh auf die Seelsorgerinnen und Seelsorger übertragen.

Das geht so weit, dass die Kirche ihre Seelsorger „Pastor“ nennt.

Und Pastor heißt nichts anderes als: Hirt.

Wie jeder Vergleich ist das Bild vom Guten Hirten auch missverständlich.

Aber es sagt auch viel von dem aus, was mir als Priester wichtig ist.

Papst Franziskus spricht oft davon, dass der Hirte an ganz unterschiedlichen Stellen in der Herde zu finden ist.

Er schreibt:

Pastorale Präsenz bedeutet, mit dem Volk Gottes zu gehen:
Vor ihm gehen und den Weg weisen.
Unter ihm gehen, um es in der Einheit zu stärken.
Hinter ihm zu gehen, sowohl damit niemand zurückbleibt, aber vor allem, um dem Spürsinn zu folgen, den das Volk Gottes hat, um neue Wege zu finden.

Mal geht der Hirte voran.
Mal ist er mitten in der Herde zu finden.
Mal trottet er hinterher.

->> Das finde ich ein sympathisches und lebenserfahrenes Bild.

6. Zwei Schlussbemerkungen:
Um die eigene Schwachheit wissen und gerade deshalb: Die Freude an Gott

Liebe Schwestern und Brüder,

all das entdecke ich bei Jesus Christus.
Und genau in dieser Spur möchte ich als Priester gehen.

Zum Schluss noch zwei Bemerkungen:

Erstens:

Ich habe in den 25 Jahren erfahren, dass ich viel zu oft schwach bin.

● Dass mein Predigen und Handeln nicht zusammenpassen.

● Oder, dass ich das Gute, das ich tun möchte, irgendwie doch nicht hinbekomme.

Das einzusehen ist schmerzhaft.

Aber auch da setze ich meine Hoffnung auf Gott.
Denn in der Heiligen Schrift sagt Gott:
Meine Gnade genügt Dir.
Denn sie erweist ihre Kraft in der Schwachheit.

Und Zweitens:

Ich danke Gott für das Geschenk der Freude.

An ganz vielen Tagen empfinde ich eine tiefe und überwältigende Freude:

● Die Freude über eine schöne Begegnung

● Die Freude über die Schönheit der Natur

● Und vor allem:

Die Freude und Dankbarkeit, weil Gott mich kennt und liebt.

All das finde ich in den Satz aus der Heiligen Schrift wieder, den ich über diesen Gottesdienst gestellt habe:

Die Freude an Gott ist unsere Stärke.

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